Stehenbleiben und fliegen mit Nicht-nur!

Freier Tag Karfreitag. Stillstehen. Vor dem Fest der Langohrigen. Gehört Karfreitag bereits dazu? Klärt mich mal einer auf, bitte! Nun denn, Pause vom Planen, Pause vom Tun, Pause vom Ist-alles-so-wichtig. Und ganztägig Mußestunden im Bett, in der Hand ein kleines schmales Bändchen. Brave Lesezeichen in österlichen Farben, Grün und Gelb. Keine Knicke, keine Eselsohren (wie jetzt?). Pause vom dicken Wälzer, historisch. Hilary Mantels „Wölfe“ ist gut, sehr gut, gewichtig. Viele Lesezeichen. Doch zwischendurch diese kurze nah-österliche Pause.

Wäre anzunehmen, für Schnell-, Tief- und Weitleser nicht der Rede wert. Mir war es für den ganzen Tag ein kleiner unschuldiger Genuß. Zum Kraulen. Das ist von Matthes-Seitz augenscheinlich eine sehr liebenswerte Reihe. Und ich habe sie mit dem passenden Buch eröffnet: Esel  Du grauer (nicht nur) Dude (nicht nur) Du, irgendwie Zen-Lehrmeister.

Ostern, weltlich Festtage langer Ohren. Aber eben nicht nur Hasen haben welche.. Cocker Spaniel etwa. Oder Elefanten, lang wie breit. Oder Spock, nach oben hin spitz zulaufend. Sind so einige, unübersehbar sympathisch. Überlassen wir den Hasen den Platz und bleiben beim Esel.

Ist ein wenig ein asymmetrischer Kauz (nicht die Art, der Charakter). Die Ohren, lang natürlich. Jedes für sich beweglich. Es ist der Esel, auch wenn er steht, mit seinen rotierenden Ohren ein wenig wie ein Hubschrauber. Asino volante. So glaube ich neuerdings lieber an fliegende Esel (italienisch) und habe den deutschen Bären vom Rücken geschüttelt. Wenn schon sich (be)irren (lassen), dann von weit oben, von zwischen den Wolken.

Hätte einen Eigensinn, wurde behauptet. Ja, und weiter? Das wäre schlimm, weil…?

Nach der Lektüre kam ich auf den Gedanken, der Esel könnte gelten als der große Schmunzler. Ja, mach Du mal! Ja, trag ich Dir! Sind irgendwo die großen Revolutionen, die Begebenheiten historischen Ausmaßes, ist dabei irgendwo ein Esel und trägt eine Last. Ändert sich nicht so viel. Bei allen Veränderungen bleibt es doch beim Tragen einer Last. Der Esel weiß das, schon längst. Und nimmt genügsam ab, schon immer.

Möglich, dass so eine Last leichter wird, wenn man sich keine Gedanken darüber macht, dass da ein Ziel sein könnte. Esels Weisheit und Einspruch ist sein gelegentliches Stehenbleiben, mitten auf dem „Weg“. Da ist für den Moment kein Weiterkommen, die Leine spannt sich, aber er rührt sich nicht. Stehenbleiben. Verschiedene Möglichkeiten, Entscheidungen, Haufen davon, doch einfach bewusst stehenbleiben.

Freiheit oder Starrsinn? Solange der Esel störrt, kann der Mensch sich überlegen, ob das der richtige Weg ist. Ein Freundschaftsdienst.

Es steht viel in diesem kleinen Buch. Auch anderes. Lehrreich, poetisch, ein Bändchen, das man gut mit sich nehmen kann. Zum Stehenbleiben.

Nur Musiker, obwohl auch dazu sich in dem Bändchen eine Passage findet, ein wenig schrullig das Ganze, das aber ist er nicht der Esel, sofern Musik allein Wohlklang bedeutet. Dennoch, und ich führe denen, die die passenden Ohren dazu haben, im Folgenden ein paar Klangbeispiele vor, ist selbst -bei angenehmer Lautstärke-, des Esels Gesang einnehmend:

und

und noch…

Dann kam mir noch ein anderes Lied dazu in den Sinn, ein paar Tage später, ich möchte es nicht vorenthalten und schließe zuvor mit dem Versprechen an Matthes-Seitz, auch all die anderen kleinen, wahrscheinlich lehrreichen Bändchen der Reihe zu lesen und äußere zugleich meinen Wunsch, sie möchten ebenfalls über Eichhörnchen, Maulwürfe und Staubflusen Wissenswertes herausgeben.

Entscheidungen, das Leben:

Den Buchstaben Q………

….würde ich, wenn ich könnte, da ich müsste, um Verzeihung bitten, da ich ihn, im Gegensatz etwa zum Buchstaben A, E oder N, mein erstes Jahr so gar nicht in meine Menge an Beiträgen habe aufnehmen können oder wollen, zwar ich oft genug Quark, aber nie darüber geschrieben habe, bzw. zu Themen, denen er alphabetisch voran gestanden hätte oder, das zumindest, im Kleinen mittendrin zu finden gewesen wäre – doch, das eine kleine Beruhigung meines Gewissens, weiß ich, ist das Q von allen Buchstaben, bleibt es auch unverwortet, der am wenigsten Einsame, hat es wie Quixotte seinen Pansa, stets seinen kleineren Mitgesellen im Schlepptau, das treue u. Ist um ihn herum auch Stille, Leerstelle und blankes Papier, das Qu sind immer zwei.

Dennoch, für das zweite Jahr, ganz feste nehme ich es mir vor, es öfters hinzuzuladen oder ihm ganze Beiträge zu schenken und also über Quanten, Quasselstrippen, Quedlinburg oder Quasare zu schreiben.

Wo es auch so schön und putzig anzuschauen ist, das Q und schon optisch jedem Beitrag guttut, ist er auch inhaltlich

Qu-ark………………….

Ausgebuddelt: Neues zum Codex Hammurapi

Seit seiner Veröffentlichung im Jahre 1800 v. Chr. fand der Codex Hammurapi zahlreiche Leser und wurde bekanntlich in mehrere Sprachen übersetzt, die meisten davon ausgestorben alt, bis auf das Dänische. Dass der Codex diesen Erfolg haben würde, durften seinerzeit weder Autor noch Verlag (beide anonym) erwarten. Die limitierte Liebhaberausgabe, die mittlerweile im Louvre einen Ehrenplatz fand, sollte wohl jeder kennen.

Nun wurden im letzten Frühjahr beim Bau einer Tiefgarage in Nippur, 2018 soll sie fertig sein, mit Platz für ca. 500 Pkws, aber auch Fahrradstellplätzen, durch Zufall alte Tonscherben gefunden, auf denen Texte zu finden waren, deren Bedeutung zur Interpretation des Codex gar nicht hoch genug eingeschätzt werden dürften. Zumindest lassen diesen Schluss erste vorsichtige Aussagen des verantwortlichen Expertenteamms unter Leitung eines entfernten Vetters des damaligen Autors zu. Leider konnten zwar bislang nur arg verstümmelte Textpassagen kenntlich gemacht werden. Ohne dem endgültigen Ergebnis, bis dahin sicher noch Monate, wenn nicht Jahre aufgebracht werden müssen, vorgreifen zu wollen, kann jedoch gesagt werden, viel, aber eben auch, das hat etwas zu bedeuten. Was nun aber und welche Konsequenzen es haben könnte, soll den Fachleuten überlassen werden.

Mir ist es lediglich darum zu tun und Freude genug, das Wenige, Fragmentarische des bisher Identifizierten hier an dieser Stelle, in diesem wunderbar eingerichteten Blog, der literarisch vorgebildeten Öffentlichkeit, um daraus, aber das wird jeder mit sich selbst ausmachen müssen, ich selbst bin zumindest noch recht fassungslos und ringe um Sprache (oder sagt man Worte?), aber das ja schon immer und gehe daraus nicht immer als Punktsieger hervor, nenne das Vorgefundene bzw. tat das bereits Herr Aziz letzten Donnerstag bei einer einberufenen Pressekonferenz an dem Ort, wo wegen des Fundes momentan die Betonmischer ruhen, nämlich so ziemlich die allererste Rezension eines literarischen Textes:

Hier nun also einige wenige verstümmelte Auszüge daraus (es verliert durch die Übersetzung):

„…..und…lese bereits seit meiner Kindheit……..kann…. zur Zeit der Wende…..sollte…..aus binnenästhetischen Gründen……obwohl vorher……jedoch nicht ganz frei von Kitsch und Klischees……….und doch hat mich der Text sehr berührt…schwere Kost…..seine dichte…..Phallussymbolik….starke Bilder…..eigentlich…..ziemlich…..toll……..interessantes Thema, so noch nicht…nicht unbedingt Nachttischlektüre…..“ usw.

Am Schluss jedoch das Unglaublichste:

„…wenn Ihnen also diese Stele gefallen sollte, so könnte auch………3,5/5 Herzchen……“ etc.

Schlussfolgerungen? Gab es 1800 v. Chr. bereits Wochenendbeilagen, bereits Literaturblogger? Keine Ahnung. Ich weiß nur zweierlei: es ist Sonntag und ich hatte Zeit für einen Beitrag. Und ich fand die Meldung erwähnenswert. Reicht das nicht?

P.S. Spannend genug klingt das alles. Und so, wie ich sonst auf jede Literaturempfehlung anspringe, so alt sie auch sein möge, werde ich sicher bei nächster Gelegenheit im Codex blättern.

Ohne Abschluss

Würde sagen wollen, ganz überrascht nach den großen Ferien. Nur so war es nicht. Vielmehr so häufig, wie dieses Mal auch, geschwänzt. Die Sonne an diesem Tag so schön, an jenem das Leben so offenherzig, ich abgelenkt, ändere die Pläne und gehe vorbei. Gut möglich, es gehöre sich, auf den Lehrplan, zu schwänzen geradezu. Nicht jeder Lektion zu folgen, sie gewissenhaft aufzunehmen, sondern lieber herumzuschlawenzeln irgendwo und sich selbst schmunzelnd einen Reim zu machen.

Ich glaubte das die letzten Tag wohl zu sehr, dauerschwänzte, stand jetzt davor, Grundschule Joachim und musste feststellen, sie steht nicht mehr, nein, nicht etwa abgebrannt, glaube ich, sondern allein nur ein leerer Platz.

Ringelnatz, sonst stets anwesender einziger in einer Person Lehrer, Rektor, Hausmeister und Herausgeber von Pausenmilch und -brot, sogar ein wenig Tabak mitunter, alt genug die Schüler, also ich, nicht aber so weise, um nicht noch zumindest diese Schule besuchen zu können, war ebenso verschwunden. Keine Menschenseele, nichts zu hören, kein „La Paloma“, da erste Stunde Musikunterricht, Stille.

Wo bekommt Herr Hund seinen Schalk nun her, endgültige Form? Die Nase nichtmal ansatzweise ausgewachsen, kümmerlicher kleiner poetischer Zinken, mehr als Millimeter, die fehlen.

Es steht, verlassen, Muschelkalkweg, linke Straßenseite, ein gefühlter 8-Jähriger vor einem großen leeren Platz, schlechter Schüler, viel zu lernen, wenig gelernt, hätte auch freiwillig nachgesessen, kann es aber, nach einiger Zeit sieht er es ein, trotz seiner Unreife, nicht mehr herbeiändern und kramt hervor kurzen Stift, Bleistift natürlich und ein Papier, Umpapier von einem Kaugummi und schreibt nichts Witziges, nichts Geistreiches, aber wenigstens fehlerfrei, einfach

DANKE!

hängt es an den Baum, an dem er eben noch lehnte, vis-a-vis des leeren Platzes, des verschwundenen Blogs, summt oder pfeift, wie er es kann, das eine kleine Lied und schwänzt letztlich davon, während die Sonne ihn an dem, was eine kolossale poetische Nase hätte werden können, sanft und verständnisvoll kitzelt……wird schon!