Aus dem Schlimmsten das Beste machen

Natürlich können wir weiterjammern. ‚Öööh, warum isses so warm…ich verdurste…ich ertrinke…Menno, früher waren die Jahreszeiten auch besser….“. Wir können es so halten. Oder, Gegenbeispiel, wir leugnen, stellen uns blind und taub und in die Ecke und machen einfach so weiter.

Wir könnten aber auch einfach neue Wege beschreiten. So wie Bernd W. aus Berlin Moabit. Der ist keiner von den jungen Innovativen. Der war früher Reservetorwart in der zweiten Mannschaft von Blau-Weiß Berlin, aber nach einem Knieschaden, noch keine Dreißig… Jetzt ist er Besitzer eines Spätkaufs. Und seine Tochter hat letzten Monat Zwillinge bekommen. Da hat Bernd W. an die nächsten Generationen gedacht. Was kann er tun, hat er sich überlegt. Also ER, nicht die Politiker, nicht die Industrie, die Wissenschaft. Seinen Teil beitragen. Für die Enkel. Dass sie nicht ertrinken müssen, nicht verdursten und wenigstens die theoretische Möglichkeit hätten, von einem Eisbären gefressen zu werden. Das stünde ihnen genauso zu wie seiner Generation.

Und er kam drauf. Ganz simpel: neben Presseartikeln, Flaschenbier und Tabak bietet Bernd W. seit dieser Woche auch Gletschereis an, in den Sorten Nord- & Südpol, sowie Alpen und Himalaya, zunächst in kleinen Bechern. Doch Bernd W. denkt schon daran, in größere Räume umzuziehen, da er ausgerechnet hat, wieviel Gletschereis er an den Mann bringen muss, um Enkel und Eisbären zu retten: schon….

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Noch zwar ein Geheimtipp in Berlin, aber solche Vorhaben, wie das von Bernd W. könnten Schule machen. Und dann dürfte die Welt so ziemlich gerettet sein. Zumindest, was globale Erwärmung angeht.

Rezept: Limettenleitungswasser

Am Anfang war alles offen. Tatsächlich hätte es auch ein Food and Lifestyle-Blog werden können. Von Literatur und Poesie habe ich nämlich genausoviel Ahnung wie vom Essen, Trinken und Dekorieren, das von mir selbst und von meiner Welt. Ein wenig schade ist es schon, dass ich allein den Intellekt meiner Leser bediene und nicht auch helfe, Gaumen zur Freude und Wohnungen und Körper zu einem Design zu verhelfen. Das Designieren hebe ich mir auf, will aber ab sofort und zu das ein oder andere Rezept veröffentlichen. Und so, die heißen Sommertage sind ja noch nicht ganz vorüber, habe ich für die Premiere etwas ganz Besonderes: Limettenleitungswasser.

Dazu wird benötigt:

1 Glaskrug

1-2 Limetten

1,5 Liter Leitungswasser

Zubereitung:

Zunächst nehmen Sie 1-2 Limetten und schneiden diese in Scheiben. Achten Sie aber darauf…

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….schneiden Sie vorsichtig! So ist es richtig…..

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….so ist es FALSCH! Das ist aber schnell gelernt. Spätestens nach dem zehnten Versuch werden Sie die richtige Technik beherrschen.

Wenn nun die Limetten in Scheiben geschnitten und von der roten Flüssigkeit befreit sind, legen Sie diese beiseite und lassen nun Wasser aus dem Hahn in den bereitgestellten Glaskrug.

Schauen Sie unbedingt dass es….

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….Wasser aus dem Hahn der Küche ist….

 

 

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..und nicht wie hier aus dem Hahn von Bad oder Toilette.

Nur mit Leitungswasser aus der Küche erzielen Sie den klaren vollmundig-aromatischen Geschmack. Es gibt zwar auch die Variante mit Wasser aus dem Badezimmer, so zum Beispiel in einigen Regionen Oberitaliens zubereitet , doch ist das Aroma dabei wohl eher etwas für Feinschmecker mit Erfahrung. Für den Anfang sollte es beim Leitungswasser aus dem Küchenwasserhahn bleiben.

Geben Sie dann die Limettenscheiben in den Krug mit dem Wasser und stellen das Ganze für ca. 2-3 Stunden in den Kühlschrank.

DSCI0380Am Ende erhalten Sie ein Kühlgetränk mit dem Sie erfrischt durch die heißen Tage kommen.  Dazu passen als Beilage ganz gut blaue Gläser und Butterbrote (Rezept dazu folgt in Bälde.)

Wahlweise können Sie auch statt Leitungswasser, wenn gerade nicht vorrätig, Sprudel oder Kirschwasser verwenden. Und für die, die es mögen, kann Limettenleitungswasser auch als Schorle serviert werden.

(Zusatz 04.08.2014, 9:34Uhr: ich bekomme soeben die Information zugesteckt, Limetten würden ihr ganzes Aroma erst entfalten, wenn man sie gequetscht dem Wasser beigibt. Nun, ich bin kein Anhänger solcher Brutalitäten, will es aber doch erwähnen, da ich weiß, dass es auch im Bereich der Kulinarik so manchen Sadisten geben soll.)

VIII. Gerichte ab Nr.100 oder Neulich gestern beim Asiaten – zweiter Durchhänger

Wir alle hatten Hunger. Manche mehr. Andere waren nicht unser gelegentlicher Begleiter. Also in die wenigen Klamotten und zum Asiaten. Außer Marcel. Der kam so mit. Ein Problem. Kein Problem. Und über der Stadt frittierten die Vögel. Der Asphalt floss in Strömen. Die Badelatschen unseres Model-Nilpferds wären darin ertrunken. Also wechselten wir uns ab beim Tragen. Des ganzen Nilpferds wohlgemerkt. Erst ich, dann waren wir aber auch schon da. Noch immer lagen Decken über den Stühlen. Beim Asiaten gibt es nie Nacktwochen. Marcel blieb nichts anderes übrig und schwitzte noch mehr. Dafür also die Decken. Jetzt wissen wir es. Die Karte kam und war angewachsen seit dem letzten Mal. Es gab jetzt auch Gerichte jenseits der 100. Nein, es gibt keine Spatzen beim Asiaten. Auch nicht jenseits der 100. So wenig wie in Südamerika. Ich sprach es aus. Gelegentlicher Begleiter schmollte und zog Gesicht, dann machte er Grimassen, dann ging’s wieder. Zusammen nahmen wir die 145. Marcel die 23, das übliche Gemüse. Das Nilpferd zweimal dasselbe. Ich nehme die 31. Immer. Und unser gelegentlicher Begleiter die 45. Er würde auch die 59 oder 67 oder 111 nehmen. Aber so weit kann er nicht zählen. Marcel und unser gelegentlicher Begleiter üben das bereits an manchen Wochenenden. Bis spät in der Nacht muss unser Asiate dann offenbleiben. Da kam das Essen. Es war kein Halten mehr. Mit Stäbchen natürlich fuchtelten wir uns vor den Nasen. Und manchmal wirklich verfing sich auch ein Essen darin. Wir sollten auch diesmal nicht verhungern. Am Ende ließen wir noch der Verdauung ihre Zeit und sahen dem Asphalt beim Fließen zu. Und es kamen noch die Glückskekse. Immer extra ein paar mehr. Nur um sicher zu gehen. Keiner klemmte. Auch diesmal nicht. Am Nachbartisch stritt sich ein Paar. Die hatten nur zwei Kekse. Lernen die nichts, diese Paare. Nicht alle von uns können vielleicht zählen, aber das wissen wir. Wir bleiben zusammen, trotz gelegentlichen Wunsches meinerseits nach einer einsamen Insel. Was für eine Bande wir doch sind. Und was für eine Hitze da draußen.

VII. Marcels nackige Wochen – erster kurzer Durchhänger

Vor zwei Tagen ließ Marcel die Hüllen fallen. Die eine Hülle. Für zwei Wochen ist er nackt. Ist also schon wieder ein Jahr vorbei? Mit Beginn der großen Hitze entledigt mein Trüffelkompagnon, der auch Poet ist, sich regelmäßig seines Jackets. Mehr hat er sonst auch nicht an. Mehr braucht er nicht. Ab und zu, zu besonderen Anlässen, trägt er eine rote Pudelmütze. Ansonsten ist er sich, was Textilien angeht, selbst genug. Und wenn er nun so seine sprichwörtliche Eleganz abgestreift hat, wird er ein wenig schlingelig. Seinem Nilpferd gefällt das, mich amüsiert es, nur der gelegentliche Begleiter, der ansonsten selbst kein Kind von Traurigkeit ist, schweigt. Er ist in Trauer und schmollt. Wir konnten ihm kein Flugticket nach Brasilien beschaffen. Das legt sich. Im Moment allerdings locken ihn nicht einmal Marcels Beckentänze aus seiner Höhle hervor. Wir denken, spätestens Donnerstag 22 Uhr mitteleuropäische Zeit, wenn die kroatische Nationalhymne erklingt, wird er sich rühren. Mehr als das. Dann wird sein Schmollen ein Ende haben und das Tollen beginnen. Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, bis Mitte Juli.

Und in solchen Momenten, wenn Marcel mit den Hüften kreist und unser gelegentlicher Begleiter unser Zuhause zu einem Tollhaus macht, ich gestehe es zu meiner Schande, wünsche ich mich auf eine einsame Insel. Das sind allerdings nur kleinste Bruchteile einer Sekunde, denn gleich darauf, die Insel vergessen (und auch die Suche nach Trüffeln) tolle ich mit. Wir alle tollen. Vielleicht wird es sogar noch ein wenig wärmer. Dann, kann sein, vergesse ich alle überflüssige Reserviertheit und schließe mich den Nacktwochen an, nur noch bekleidet mit einer roten Pudelmütze….aber das bliebe unser Geheimnis.