Mein Niveau: Surab Leschawa – „Ein Becher Blut“

E8217AC1-74EC-428B-8EB2-2F49DF7C5E30„So ein Scheiß“, glaubte ich von links vernommen zu haben. Vielleicht habe ich mich verhört. Vielleicht könnte es auch stimmen und mancher meint, so meinen zu können: So ein Scheiß. So gar nicht, was man sonst liest. So gar nicht nach Schule. So voller Absurdität, so unschön – ich neige fast dazu, im Nachwort mich zu bedienen, ein wenig Sinn abzukupfern, mir abzuhelfen, dass ich’s irgendeinem Leser hier aus gutem Grund empfehlen könnte und ich so von Zuständen in der Sowjetunion schreiben (nicht mein Wissen) und von den Ausgegrenzten in der „Peripherie“ (nicht meine Erfahrung) könnte, würde mich bemühen, das weniger Geschmacklose zu paraphrasieren und in einem, vielleicht zwei kurzen Absätzen nachzuerzählen. Vielleicht würde ich auch, wenn ich mir nur Mühe gäbe (gegeben hätte mit gut gesetzten post its), erklärende Zitate zu finden und würde es -vielleicht- unter Angabe von Autor, Titel und Verlag dennoch in einer handelsüblichen  Empfehlung enden lassen können-; dass ich’s nicht kann, sei nicht dem Buch anzulasten, ganz und gar nicht.

Zu viel aber müsste ich von meiner Freude an diesen Dingen, nicht nur, sofern ich über sie lese, preisgeben, von dem Erfrischenden solcher Schamlosigkeiten. Dass mir das gar nicht peinlich ist, es im Moment die allerbeste Literatur darstellt, die zu lesen ich in der Lage bin. Dass mir das gerade gut genug ist und passt….und ehrlich ist.

Dass ich damit behaupten müsste, Vieles, was sonst zu lesen wäre, sei auch nur Koketterie und Verstellung, nur die hellere Seite einer Wahrheit, wozu mir natürlich Talent fehlte, das zu beweisen, bzw. die Zeit oder Wille. Dass ich’s also dabei belasse, einfach zu sagen…

…ich hatte einen Mordsspass, wie man ihn vielleicht, aber nur ganz vielleicht hätte, wenn man sich inmitten einer Menschenmenge einfach so, die Hosen herunterziehen würde.

(Natürlich bleiben die Hosen an. Natürlich akzeptiere auch ich Regeln des Zusammenlebens, genauso, wie ich trotzdem jedem anderen die Möglichkeit geben möchte, es mir gleichzutun, weshalb ich nicht umhin kann, zuletzt es doch zu empfehlen und zu finden, um gelegentlich nicht in der Fußgängerzone, aber doch in Lesegewohnheiten, für einen kurzen Moment, sich gehen zu lassen…)

Surab Leschwa, Ein Becher Blut (Edition Monhardt)

 

Analoger Spass mit Stan Laurel, Spieleerfinder

Im Gedenken an Stan Laurel, der vor fünfzig Jahren starb, erinnere ich mich an meine Kindheit bei Oma und Opa („nur eine halbe Stunde“), an diese kleine Szene und verzichte für heute auf Handyspiele und stelle mir vor, in der U-Bahn, an Haltestellen usw. würden alle auf dieselbe Idee verfallen wie ich und ebenfalls „Kniechen, Öhrchen, Näschen“ spielen. Das wäre ein lustiges Gefuchtel.

P.S. Damals konnt‘ ich es besser als Opa. Oma wollte nicht. Zu tun in der Küche. Bald Abendbrot.

(Nachtrag: Einen rührenden, nicht ganz so lustigen Artikel möchte ich nicht zurückhalten. Wen es interessiert)

Dark side of the moon – Die Verführbarkeit des Herrn Hund in Gedanken

Im Meisten stark und fest, nur nicht in Gedanken. Ja, Flaneur! Gerne! Und dann eine Idee da, ein kurioser Einfall, ein Wortbild dort und ab vom Weg und aus dem Tritt.
Nicht richtig, aber ganz sicher zu schnell so oft im Denken. Oder Phantasieren, mir ist der Unterschied nicht klar.

Belysnaechte, du Hund. (Ich bleibe hier beim Du. Es passt so viel besser für einen Vorwurf) Du mit deinen Entwürfen, die alles zulassen, selbst Unmögliches. Sie springen mich an, ich springe zurück. Hinein in den poetischen Wust. Ein Wort allein reicht mir allzu oft. Ein ganzer Satz, ich bin gefährdet. Aus für Zeiten, in denen ich hätte Sinnvolles tun können, lese ich nur ein Gedicht im Ganzen.

Dichter können Vieles, aber sich schämen für die angerichtete Verwirrung? Nicht, solange sie Dichter sind.

Die vielen Keywords. Und ich bin angeregt. Es lässt mich nicht mehr los. Du bist ja schon weiter, doch ich folge Dir nicht für den Moment. Eine Idee gewann in mir Raum, hielt mich fest: Gibt es Vanille auf dem Mond?

Ab dem Moment springen bereits viele ab. Warum kann ich das nicht? Immer das Beweisen wollen. Das Überprüfen. Verdammte Neugier auch.

Genug Blech schnell sich ausgedacht. Schrauben und Schläuche waren einfach. Das mit dem Treibstoff und der Bordelektronik, das war heikel, gelang dann aber. Eine funktionierende Mannschaft bestand bereits. Abflug, leichter Nebel in Bodennähe, letzte Nacht. Zwei von Vieren verspürten ein Drücken in der Magengegend bei der Beschleunigung. Es legte sich. Überraschung. zum Mond ist es nicht so weit. Es war mir wohl eine sehr leistungsstarke Rakete gelungen. An Bordtoiletten dachte ich nicht.

Ankunft, die Menschheit ist bereits da gewesen. Wir hatten Termine und konnten erst jetzt. Die Schwerelosigkeit hatten wir unterschätzt, den Spass dabei auch. Sonst wären wir eher. Aber unser Grund für diese Fahrt ein ernster. Proben wurden genommen, an Ort und Stelle untersucht. Jeder von uns hatte einen eigenen Löffel dabei. Übereinstimmende Meinung: keine Vanille.

Dafür also der Aufwand. Für die mitgebrachte Sahne, für die Waffeln keine Verwendung. Das mit der Vanille wohl eine optische Täuschung.

Wäre da nicht die Rückseite gewesen. Jede Phantasie hat so eine. Der Mond auch. Da wir schonmal da waren. Das Marschgepäck war zu tragen. Ein Vorteil, wenn man auf dem Mond ist. Ein Vorteil, wenn man Phantasie hat: die Wege sind kürzer. Ein Augenzwinkern und wir waren da.

Sehr dunkel da. Wir hatten keine Kerzen, keine Streichhölzer, nichts. Doch wir hatten Nasen. Und wir rochen es. Nein, nicht Vanille. Pistazie, ohne Zusatzstoffe. Wenn es nicht so dunkel wäre, die Rückseite wäre grün. Das beste Pistazieneis der Welt, mitten im November. Wir alle lieben Pistazieneis. Viel besser als Vanille.

Wir bekamen Bauchweh. Zu viel davon. Wir rissen uns los, ein Augenzwinkern, wir waren wieder in unserer Rakete, ein zweites, wieder zuhause, beim dritten Mal war die Phantasie vorbei.

Und das Gedicht von Belysnaechte endlich überwunden. Nur jetzt habe ich großen Appetit auf Pistazieneis. Mitten im November.

Poesie und die Sehnsüchte, die sie bedient. Was ein Kreuz!

 

 

 

 

 

 

Scham. Ausgerechnet bei mir. Textläuse

Vorab, diesen Text habe ich jemandem, dem ich vertrauen kann, in die Hand diktiert, in einem Extra-Ordner von den anderen Beiträgen getrennt und Euch jetzt hoffentlich lausfrei zukommen lassen. Es besteht also kein Grund zur Sorge.

ABER das gilt nur für diesen Text. Allen, die früher Kommentare zu meinen Beiträgen verfasst haben, aber auch denen, die nur einen kurzen Blick gewagt haben, muss ich sagen, es kann sein, dass ich eure Beiträge und Kommentare möglicherweise mit Läusen determiniert habe. Es tut mir unendlich leid, weil ich weiß, wie unangenehm solch ein Befall sein kann und wie hartnäckig Textläuse. Und wenn Ihr denkt, die kleinen biestigen Dinger, die sich eure Kopfhaut in der Grundschule oder sonstwo eingefangen hat, waren unangenehm, kann ich Euch nur sagen, dass verglichen mit Textläusen, Kopfläuse eine so angenehme Begleitung sind wie Mitarbeiter vom Escort-Service. So verdammt selten sind diese Viecher, ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, wo ich mir die geholt haben soll. Ganz gleich, das Brennen und Jucken der geröteten Textstellen, machen das Schreiben und Lesen mittlerweile zu einer Tortur, abgesehen von Schorf und Narben, die zwischen den Zeilen zurückbleibend, keinen schönen Anblick bieten.  Und ich habe in den letzten Tagen wirklich alles probiert. Ich habe die Zeilen gründlichst gebürstet, habe sie mit speziellem Hundeshampoo (was anderes habe ich nicht gefunden) gewaschen, habe sogar besonders angegriffene Stellen einfach abges h i t en oder ganze Beiträge ausgeräuchert. Doch die Textläuse verbreiteten sich trotzdem immer weiter. Kein Spass, echt. Mittlerweile bin ich so verzweifelt, dass ich überlege, das Texten ganz sein zu lassen und lieber was Anständiges und Sauberes zu machen. Hütchenspieler, könnte ich mir vorstellen. Aber jetzt geht es ja nicht um mich, sondern um die Leser meiner Texte, die mir vertraut haben, dass ich einwand-, humor- und lausfreie Ware liefere. Und ich habe sie alle enttäuscht. Besonders bei euch Bloggern, denen ich noch heute gefährdete Kommentare habe zukommen lassen, obwohl ich von der Gefahr wusste, Ihr Anonymen (ich schütze eure Namen, weil ich weiß, dass die Gefahr für euch bestünde, ausgegrenzt zu werden, würde ich eure Namen nennen) und all die anderen, bitte verzeiht mir und meinem Mitteilungsbedürfnis. Ich hätte sorgfältiger sein müssen und eure Gastfreundschaft und Neugier nicht so ausnutzen dürfen.

Es gibt eine Methode, die etwas rabiat ist, aber hilft. Und wenn ihr müsst, macht es: lernt all die schönen Kommentare und meine dazugehörigen genialen Beiträge auswendig und löscht dann alles. Nur so kann der Inhalt gerettet, aber die Seuche gestoppt werden.

(Ich weiß, es besteht die Gefahr, der Beitrag wird, weil so unglaublich realistisch, jetzt zu ernst genommen. Bitte, das war nur ein Spass! Bitte nicht! Bitte. Ihr kennt doch meinen Humor. Bitte nicht löschen. Löscht mich nicht, meine Existenz. Lacht, ja lacht, erkennt den Spass! War doch lustig, nicht? Du hast doch gelacht, das habe ich genau gesehen. Nein, nein, nein………… Warum musste ich ihn nur publizieren?)