Ich wäre gerne Laternenpfahlman. Gut vorstellen könnte ich mir das. Das passt. Und brauchen würde meine Stadt solch einen Helden. „Holt Laternenpfahlman!“ oder „Laternenpfahlman ist unsere letzte Rettung.“, das würde mir gefallen und wäre so unvernünftig nicht.
Wände hochklettern oder fliegen gar, das wäre nicht meins. Da wäre mir immer schwindelig. Und Superpower ginge mir auf’s Kreuz, das ewige Lastkraftwagenheben und -werfen bekäme der Wirbelsäule nicht. Hitzefeuerstrahlen aus den Augen, ich bin Brillenträger und nicht privatversichert. Laternenpfahlman, da ist das Meiste schon zu retten.
Doch wie es bewerkstelligen? Laternenpfähle sind so gut wie nie radioaktiv verstrahlt oder genmanipuliert. Auch wenn, sie beißen oder stechen nicht. Das wäre mir bekannt. Sie stehen da, ich lauf vorbei, keine fiel mich bislang an. So wird das nichts aus der dringlichen Mutation von Mensch, also ich, und Laternenpfahl, so ein Mischwesen mit den Qualitäten beider, von Pfahl und Mensch, hochpotenziert zu einer neuen Superart. Mich triebe Hybris nicht an, nicht Machtgelüste. Aus großer Kraft erwächst große Verantwortung, wüssten auch Laternpfahlmänner, so wie ich so gerne einer wäre.
In meiner Phantasie sehe ich eindrucksvoll aus in meinem Laternenpfahlmanoutfit. Über das Logo bin ich mir noch nicht im Klaren. Ein großes L wahrscheinlich. Ein Cape, das müsste nicht sein. Ein Laternenpfahlmobil, zu teuer und einen Führerschein für so ein Gefährt, den müsste ich erst noch machen. Ich hab gutes Schuhwerk und meine Stadt ist gut vernetzt. Wenn Polizei oder Bürgermeister nicht mehr weiter wüssten und das Zeichen wäre am Himmel zu sehen, mit zwei-, höchstens dreimal Umsteigen wäre ich, wo immer es nötig wäre.
Ein Wort zu meinen hinzugewonnen Kräften, auch wenn’s offensichtlich ist. Ich möchte nicht, dass einer glaubt, was denkt der sich?. Der Mann, der spinnt. Der ist wohl gegen einen Laternenpfahl gelaufen. Und genau darin bestünde meine Superheldenfähigkeiten, ich stünde im entscheidenden Moment als Laternenpfahl im Weg, Bankräubern, Dieben von Taschen älterer Damen, doch vor allem diesen Handy- und Smartphonezombies, die von ihrer Umwelt scheinbar nichts mehr wissen wollen, gar nichts sehen, ob eine Blume blüht, ein Kind schreit oder die Straßenbahn naht. Oder mich. Und das wäre ihr Verhängnis. Eine riesengroße Beule. Bankräuber, Dieb benommen und von der Polizei abgeführt, des Zombies kleines Spielzeug aus der Hand auf den Boden gefallen, zersplittert, unbrauchbar und die nächste Generation erst nächste Woche zu kaufen für viel Geld; der Zombie wundert sich, wo bin ich und huch, warum ist’s so schön um mich her, die Dame da, sie trägt so schwer an ihren Einkaufstüten.
Wieder ein Erfolg. Wieder hat Laternenpfahlman helfen können. Doch dann, schnell weg, da kommt ein Hund….
…ins Inkognito zurück, bis wieder ein Einsatz wäre.
Für mich, ach wie schön wäre das. Allein, es bleibt ein Traum. Ohne diese Supereigenschaft bin ich zu weich für große Beulen. Ich will realistisch bleiben. Räuber und Diebe der Polizei, Zombies die Zukunft. Zu selten stellt sich Ihnen ein Laternenpfahl in den Weg.