Ich würde mich durchaus gewählter ausdrücken können, wahrscheinlich, aber um’s passend zu sagen, geil, das Buch ist einfach geil, mit ein wenig Polemik, es half mir, über das blaue Buch hinwegzukommen. Angezweifelt werden darf mein Urteil allerdings schon, denn so ungefähr Seite 50 nach Ansicht der filmischen Gebrauchsanweisung wurde mir klar, ich hatte falsch geschnitten. Und wenn ich falsch geschnitten hatte, so hatte ich möglicherweise auch falsch gelesen bis dahin. Da ich aber schon dabei war, wollte ich mich bis zum Schluss des Buchs nicht mehr ändern. Ich bin ein sehr träger Leser. Rollt mein Verstand in eine Richtung, dann sind Wechsel der Richtung äußerst schwierig.
Ich rede mir ein, mit meinem Cut des Bildmaterials eine weitere Möglichkeit der Deutung geschaffen zu haben.
Dieses Buch überhaupt. Soll ich den Plot erzählen? Wem würde es helfen? Wer würde damit wissen, wohin es will mit einem. Wer weiß schon bei einer großen Schüssel Pudding, wohin sie mit einem will? Um es kurz zu machen: Schriftsteller wird von seinem Noch-Verleger um Hilfe gebeten, den Diebstahl seines Krauts aufzuklären. Es könnte alles auch nur ein Traum sein, die Logik ist danach. Und wenn es kein Traum ist, so vielleicht ein Rausch.
Unter der Oberfläche lauern mehr Möglichkeiten. Die Feigen mögen bis zu den Knöcheln im seichten Realismus dahinwaten, das ist ein Buch der Tiefe – oder der größte Schmarrn.
Es ist ein gutes Buch, um wieder bei Null anzufangen, ein literarisches Reset.
Alle meinen, sie wüssten irgendwas.
Ich komme noch gut über Straßen und kann Steuererklärungen. In zumindest literarischen Dingen fühlt es sich weniger eindeutig an. Das nächste Buch wird mit Argwohn gelesen.
Ich mag dieses Buch für seine Ambivalenzen, für den Schaum an Bedeutungen, dass ich lustvoll mich darin ergebe, nichts zu wissen oder nur so ungefähr und halb. Die Wahrheiten darin
waren tastbar, aber eigentlich waren sie unbegreiflich.
Und im Grunde ist’s um einen nicht viel anders: das Viel an Information und wir gestehen uns ungern ein, wie wenig das doch ist.
Wenn wir alle nicht mehr in der Lage sind, im diffusen Durcheinander Kausalitäten zu entdecken, wird Google es noch immer können.
Oder die fundamentalen Wahrheiten, sie finden sich in den Songtexten von Roland Kaiser. Man müsste es nur an sich heranlassen.
Die große Wirrung mit ihrer glatten Oberfläche, in der sich der Himmel spiegelt. Das beschauliche Gößl (Spielort) mit seinen Tretbooten.
Gößl existiert immerfort, überall. Außer wir verändern es.
Aber es bleibt dabei, ich hatte falsch geschnitten und deshalb vielleicht auch falsch gelesen. Dann tat ich’s aber äußerst lusterfüllt.
Großes Plus zudem: ein Hund ist mit dabei.
Joshua Groß / Hannah Gebauer – Faunenschnitt , Starfruit