XXX. Langeweile oder die Frage: wo ist Ramba Zamba?

Dass uns so langweilig sein könnte. Selbst Marcels Gesicht sieht so aus, als ob er Tolstoi nicht mögen würde. Und die Tapeten erzählen Geschichten. Nur nicht uns. Es regnet, es sonnt, es ist uns gleich. Sommer, doch fühlt es sich an wie Winter, der nicht zum Schlafen kommt.

In dieser Leere laufen wir Gefahr, Kopfweh zu bekommen. Uns fehlt der Krach, uns fehlt das Scheppern, der Radau in unserer sonstigen Idylle. Uns fehlt Tischer.

Der ist ja aufgebrochen zwecks Vervollständigung seiner Sammlung. Wir befürchten, es könnte länger dauern. Denn wenn er so ungefähr der Nase nach geht, kommt er nicht drumherum und wird also hängenbleiben, eine verständliche Verzögerung. Unser Tischer ist, der aufmerksame Leser mag das bereits wissen, wenn auch nicht wissen, warum, ein großer Fan der kroatischen Nationalmannschaft. Wir wissen es auch nicht, warum er’s ist. Wir registrieren nur das aufgeregte Zappeln, die Leidenschaft, die Tränen. Es muss also so sein.

Zudem kennen wir Tischers Geheimnis. Da Tischer nichts ohne Grund tut, nicht einmal den größten Unsinn, wird’s schon was zu bedeuten haben. Und vielleicht klärt es eine gewisse pikante Aktualität gleich mit auf, dass es nämlich völlig harmlos, aber doch äußerst verständlich ist, sich gelegentlich in die Hose zu greifen.

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Helden oder Götter bei sich zu haben und ab und zu sich ihrer Realität zu vergewissern, ist selbst einem Tischer ein menschlicher Zug. Der sicherste Platz für Tischers „Gott“ kann nur Tischers Latzhose sein. Da würde Niemand, wenn er nicht mit allem abgeschlossen hat … nun ja.

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So sieht’s aus mit Tischers Spiritualität, seinem Heiligenbildchen, immer am Mann, immer sofort zur Hand der Modric, wenn’s dringlich werden könnte.

Folglich ist es auch meine Vermutung, dass ein Anderer ein Paninibildchen, etwa von Berti Vogts, in der Hose hatte und nur -eine brenzlige Situation- ein wenig Beistand brauchte, so wie man an Hasenpfoten reibt oder Kleeblätter rupft in der Not. Ich kann mich irren. Allerdings könnte hier nur der Angesprochene selbst Licht ins Dunkel bringen.

Von Tischer wissen wir, dass es so sich verhält.

Ist aber auch egal. Ich schweifte ab und wollte doch nur sagen: uns ist so langweilig, da er für länger auf Aventiure ist, mit kleinem Umweg, um vielleicht einmal seinem „Gott“ in echt die Hand zu schütteln.

Und nein, wir werden deswegen nach Tischers Rückkehr kein Öffentliches Sehen auf einem großen Platz veranstalten, dass einmal ein Jeder sich selbst ein Bild machen könnte von Tischers Griff in seine Latz. Wir sehen auch keinen Grund, die Angelegenheit in einer PK zurecht zu rücken. Zu viel Text.

Tischer hat ein Bild von einem Fussballspieler in der Hose. Na und. Und der andere vielleicht auch.

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Die bessere Frage: warum ihr nicht? Mangelt es euch an gehöriger Spiritualität?

 

P.S. Wir hoffen sehr, Kroatien kommt weiter, auch wenn das heißt, Tischer bleibt noch länger weg. Doch bei dem ganzen Regen die letzten Wochen wären Tischers Tränen wahrscheinlich zu viel an Feuchtigkeit für die Landwirtschaft und den Tourismus.

Rodeln

Falsche Jahreszeit? Möglich. Nur Wasserski kann ich nicht. Eine Luftmatratze habe ich nicht. Und außerdem habe ich bereits seit 24 h an dem Vergleich gearbeitet und kann nicht mehr zurück. Wenn er irgendwo hängen oder haken sollte, erklärt sich das aus dem Vergleich selbst.

Geht auch nicht lang. Versprochen.

Der Vergleich: ich schreibe, als würde ich Schlitten fahren. Ich stapfe durch die Gegend, sehe irgendwann um mich herum einen Gedanken, ein Buch, ein Lebensetwas oder nur eine witzige Formulierung, ein Wort und es denkt sich was zusammen in mir und türmt sich auf.

Das kann dauern, muss aber nicht. Und irgendwann da steige ich hoch, bisweilen ist es anstrengend, steige auf den Schlitten und uiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii ….. schreibe los.

Manchmal ist’s nur ein sehr kleiner Hügel, eine kurz Fahrt, ein kurzes UI.
Manchmal ist’s nicht besonders steil und es wird nicht besonders UI.
Manchmal merke ich, dass da kein Schnee ist und ich bilde mir das UI nur ein.
Manchmal -aber wirklich nur sehr selten- ist da nichtmal ein Schlitten; irgendwo muss die Leine gerissen sein.

Ich bin kein Schorsch Hackl. Aber manchmal bin ich so schnell, dass ich nichts mehr seh um mich herum vor lauter uiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii, dass, wenn ich unten bin und die Strecke mir anschau‘, ich mich wundere. woher der Rausch wohl gekommen ist. Da ist die Nüchternheit, die sich einstellt. Zu dürftig, der Anblick von unten.

Und sehr bald stapfe ich wieder herum und schaue ich nach dem, was mir als ein guter Berg zum Rodeln dienen könnte.

Ich will nur rodeln. Das ganz Steile meide ich zwar oder fahre es nur in Kurven und Kehren herunter. Der Mutigste bin ich nicht.

Wenn ich so heruntersause, gehört der Berg mir allein.

Also im Schreiben nehme ich die Welt in Besitz, in einem uiiiiiiiiiiiiiiii, das nicht lange dauert, aber es dauert. Wenn ich fertig bin, so ist’s ein wenig so, dass mit dem Berg auch die Welt nicht so ganz mehr meine ist und sich entzieht.

Ich schreibe also in meiner Art auch, damit da überhaupt ein Berg ist, den ich herunterfahren kann, der also nur da ist, weil ich ihn herunterfahre.

Ich mag das Flache nicht so. Flach ist flach, was gibt es da zu sagen.

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Da fehlt mir so ein wenig das uiiiiiiiiiiiiiiiiiii. Könnte ich nur Wasserski.

Oder anständig Schach.

Hätte ich nur andere Bedürfnisse. Oder wäre Schorsch Hackl.

Ich schrieb dies und solange ich es schrieb, war’s auch so. Jetzt bin ich fertig/unten, im Flachen. Ich such mir einen neuen Berg.

Beinahe tun

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Man kann nur tun, was man tun kann. Der Rest passiert einfach. Verfluchte Freiheit. Wenn es nur ginge, einer hielte einen Zeitraum abgeschlossenen Lebens zwischen zwei Buchdeckeln fest, kunstvoll und sinnhaft. Wir könnten es lesen und sagten uns, ja, ich verstehe, es ist gut.

Aber tut ja keiner. Stattdessen läuft’s einfach weiter bis zum natürlichen Ende. Dabei wäre es so schön angenehm, einer würde einem die ganzen Leerstellen nehmen, die Belanglosigkeiten, die Dinge, die irgendwie nichts beitragen zum Bild. Ja, so stelle ich mir das vor. So sehe ich mich.

Dafür ist Literatur gut. Ist nicht meins. Ist aber schön. Oder ist doch auch meins, aber nur eben das Sinnhafte, das Gute, das Wesentliche. Da kann ich mich schon wiederfinden.

Die Freiheit ist grässlich. Sie hätte einen besseren Autor, zumindest aber Lektor gebraucht. Irgendwie ist’s zu viel von allem, ausufernd. Und diese Wiederholungen, diese Zähigkeit in den Handlungen. Wäre viel auf ein gutes Maß zusammen zu streichen gewesen.

In Literatur, wie sie einem vorgesetzt wird, sind Könner am Werk. Die Figuren funktionieren. Ich sitze vor den Büchern, da ich mich gerade langweile, wie vor einem Monitor (ich könnte auch was anderes tun) und fast kommt’s mir so vor, sie handeln durchaus auch nach meinem Willen. Ich, der zweite Autor. Das würde ohne mich nicht gehen. Es ist mein Verdienst auch, ist das Gefühl; ich berausche mich an der Stimmigkeit.

Dann ist’s ausgelesen, der erste Autor ist wohl der echte, es ist ein Bestseller, ich aber schlag mich wieder rum mit Leerstellen und Dingen, die nicht funktionieren: fehlendes Talent, fehlende Zeit, fehlende Anstrengung, kein Wille.

dass die Bilder vor seinen Augen in der Lage wären, die Bilder hinter seinen Augen zu verdrängen

Marotti sitzt vor den Überwachungsmonitoren und beobachtet Lucy, „Kerze“, und Simon, „Marc Anton“ , eine Zufallsbegegnung am Bahnhof, und er denkt, für ihn wird’s wieder gut, wenn er’s für sie richten kann. Tatsächlich verläuft seine Einmischung nicht nach Plan. Oder doch? Es bleibt jedenfalls nicht ohne Ergebnis. Aber dass sich deswegen etwas für Marotti ändert, bleibt unbeantwortet.

Die äußeren Bilder und die Betroffenheit, die sich darin erschöpft. Da ist der Junge, den Simon ertrinken sieht. Ein Flüchtling? Simons Aufgebrachtheit, ihn nicht retten zu können, dagegen seine eigene innere Orientierungslosigkeit, nicht Herr seiner eigenen Handlungen zu sein, irgendwie die Dinge nur „beinahe“ zu tun. Stattdessen ein Bild, das einen bewegt, ohne dass es etwas wesentlich ändern würde.

Das Buch war eine schöne Zufallsbekanntschaft, ein gelungenes Debüt, eine lohnenswerte Begegnung, würde ich gerne sagen. Aber gerade das ist die Frage. Literatur ist nur „Beinahe“-Leben. Wie viel von dem, was Literatur an Lohn für einen bereithält, für’s Leben einen Wert noch hat, entscheidet jeder für sich selbst.

Aber wenigstens das weiß man, dass man sich entscheiden muss. Beim Lesen muss ich das nicht.

 

Marie Malcovati – Nach allem, was ich beinahe für dich getan hätte (Edition Nautilus)

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Ziehen vorbei

Menschen. Zeiten. Geschichten. Wie Wolken.

Und nur, dass etwa einem wie mir für eine Besprechung wie diese ein paar Worte wie folgende einfallen mögen. Von manchem gelesen. Für gut befunden, für weniger gut. Ende der Ansprache. Weiter im Text.

Geschichten wie jene, ein erhebendes Gefühl von Mitmenschlichkeit, das sich einstellt. Kann es überhaupt eine Frage sein, ob es gut geschrieben ist? Ist es, aber ist das der Punkt?

‚Er ist unschuldig, das ist schon viel.‘

Dieselbe Geschichte, aber schlecht geschrieben. die Empathie und Identifikation mit dem „Helden“ (was für ein Wort) misslingt. Der gute Stil hilft der Moral auf die Sprünge. Für die Dauer der Lektüre. Oder nicht?

Der Mensch will sich nicht langweilen. So lange er das nicht tut, ist mit ihm so ziemlich alles anzustellen. Selbst gute Taten. Die Duldung der schlechten, er hat sein Phlegma.

Es wurden schon immer großartige Bücher geschrieben. Es gab und gibt noch enorme kulturelle Leistungen. Sie wurden alle bewundert. Gleichzeitig wurden die größten Verbrechen begangen, von Menschen an Menschen. Beides ist möglich. Und ob man meint, die Geschichte entwickelt sich zum Guten oder Schlechten, es ist ein Blickwinkel, eine Laune.

Es ist eine Frage der Qualität des Mittagessens. Wenn man denn eines hatte.

Dieser „Held“ war ein Wissenschaftler, ein Intellektueller, einer, der von der Sache überzeugt ist. Und er wird verhaftet wie Tausende und Millionen, die auch das eine oder andere waren. Sehr lange behält er diese seine Menschlichkeit. Er legt weiterhin ein Bild Stalins. Er glaubt. Und er wird am Ende erschossen. Verscharrt irgendwo.

Was folgt ist eine Spurensuche nach diesem „Durchschnittstypen“, nach seinem Grab.

Er ist so unschuldig, wie alle unschuldig sind, die irgendwohin verschleppt, irgendwo gefoltert, erschossen und verscharrt wurden. Sie sind es nicht wegen ihrer Taten, sondern einfach so. Da ist nichts Großartiges. Es braucht keine ausgeklügelte Theorie. Keine Rhetorik. Dies muss kein Plädoyer sein. Es ist vor allem keine Frage des Stils.

Er ist kein Held. Er ist einfach unschuldig.

Warum liest man solche Bücher, wenn man von jedem das eigentlich wissen sollte, dass er unschuldig ist? Der eigenen Schwäche, des Phlegmas wegen. Es hält uns wach. Auch uns selbst gegenüber.

Ob es reicht?

Olivier Rolin – Der Meteorologe, Liebeskind-Verlag

Der Meteorologe

Und möglicherweise mit ein Grund, dass die Beschäftigung mit Literatur in höchstem Maße auch eine subjektive Angelegenheit sein darf und muss.

Es geht abwärts mit Herrn Hund – Ins Archiv V: Wiederholung und Ende.

Hatte ich es einmal gelesen? Nur Krisen führen zu Erkenntnis? Wenn es ganz dicke kommt, lernen wir erst etwas? Das ist natürlich Quatsch. Warum nicht die gute alte Trockenübung, warum nicht üben üben üben, büffeln büffeln büffeln? Mit der Methode ist es mir gar nicht so schlecht ergangen. Den ein oder anderen Vokabeltest konnte ich ganz erfolgreich gestalten. Frag mich mal ruhig einer ab! „Dominus domini domino dominum domino“. Doch Boah!, jetzt bin ich froh, dass das keine face to face-Situation ist, sonst könnte wirklich einer mich abfragen wollen und ich müsste offline beweisen, was ich so leichtfertig behaupte. Aber nein, wirklich, ich war nicht schlecht. Und zwar nach dem Prinzip Wiederholung. Da war keine Krise, die mir Deklinationen und Konjugationen beigebracht hätte. Einmal linke Seite verdecken, einmal die rechte, fünfzehn Reihen hinab und nochmal von vorn und nochmal von vorn. Keinen Text, den ich so oft las wie mein kleines Vokabelheft.

Vielleicht geht es bei Krisen um ein anderes Lernen, existentiellere Dinge als Latein, in der Hinsicht totes Wissen, denn komme dem Leben mit einer a-, o- oder u-Deklination und es grinst dich an, tritt dir in den Arsch, spuckt dich aus und lässt dich mit deiner klassisch-humanistischen Schulausbildung reichlich blöd aussehen.

Eine weitere Sache, die man mir versuchte, beizubringen. Das ist noch gar nicht solange her. Unser Gehirn funktioniere nach dem Prinzip „Miss Monneypennie“. Alles komme rein, muss aber erst an Monneypennie vorbei. Die entscheidet, was wichtig ist für den Moment, was nicht. Der Rest, ab in die Ablage. Hat schon einmal irgendjemand bei Monneypennie Unordnung bemerkt? Nein, da hat alles seinen Platz. Ein hervorragendes Ablagesystem, das Monneypennie da hat. Nichts geht verloren. Wenn der Zeitpunkt kommt, an dem die Information wichtig sein könnte, sie findet sie und stellt sie zur Verfügung. Sie ist schon sehr patent, die Miss Monneypennie.

Nur ein klitzekleines Problem bei der Sache: Scheiße nochmal, sehe ich aus wie James Bond. Die könnte mir sonstwelche Informationen zu- und aufbereiten. Ohne die Ausbildung zum Wie-befreie-ich-mich-aus-brenzligen-Situationen-Spezialisten mit der Lizenz zum Rette-die-Welt, wüsste ich mit irgendwelchen Plänen und Uiuiui-haste-nicht-gewußt-Informationen nichts anzufangen. Käme die Krise, und es müsste dabei nicht einmal ein Glatzkopf mit Katze im Spiel sein mit dem Klischeefinger auf dem Knopf, würde ich höchstens mein altes Vokabelheft aus der Tasche ziehen. Der lacht sich doch tot. (Tut er leider nicht. Nein, der Katzenfreund lacht zwar, vielleicht bedauert er mich sogar, dann aber drückt er tatsächlich. Angenehmer Nebeneffekt für ihn: darauf stehen die Bikinischönheiten und nicht auf den mit dem Vokabelheft)

Lassen wir das. Ich gestehe zu, mein Gehirn arbeitet wie die Vorzimmerdame von MI6, doch mir fehlt Ausbildung (und Aussehen), um pronto und gleich umsetzen zu können, wofür laut Aktenvermerk nur noch 48 Stunden Zeit ist. Wahrscheinlich käme ich in der Zeit nicht einmal bis zum Bahnhof, während James in der Südsee. Arktis oder den Schweizer Alpen sein Tagespensum, Ladies flach- und böse Jungs umzulegen, längst erfüllt hat und er zum angenehmeren Teil übergehen kann, Ladies flach und böse Jungs umlegen. Doch ich wollte, wollte unbedingt und könnte jedem die Kinotickets vorlegen, die beweisen, ich habe im Sommer 83 in einer Woche fünfmal Octopussy gesehen. Sage niemand, ich wäre nicht lernwillig gewesen. In diesem Sommer hätte ich jede Atombombe fristgerecht entschärft, unter erschwerten Bedingungen, nämlich in Clownsschuhen, der Star der Manege, ich. Dann war der Sommer vorbei. Und bis auf die erschwerten Bedingungen, ja, ich meine die Clownschuhe ist von der Agenten-Ausbildung nichts geblieben. Nur die Bomben wurden gefährlicher.

Womit wir den Kinosaal wieder verlassen und ins grellbunt-graue Leben zurückfinden. Damals hatte es noch einige Stunden gebraucht, bis ich die Verfolgungsjagden und Weltherrschaftsphantasien abschütteln konnte. Diese Wirkung auf mich haben Filme nicht mehr, was ein wenig schade ist.

Da steh ich also draußen bzw. drin, voll drin im Leben und bin kein Agent und komme in Situationen, die mir Haut und Haare abverlangen und entweder habe ich alles vergessen oder verschlampt, was meine Monneypennie so mühsam über die Jahre archiviert hat oder ich bin jetzt gerade nicht so ganz konzentriert und durch mein Hirn rudelt eine Meute junger Hunde, nichts bleibt an seinem Platz, was dann ganz angenehm und putzig ist, wäre es so, aber es können natürlich auch keine Welpen sein, sondern Orks, übler Mundgeruch und so sieht es bei mir drinnen dann auch aus. Oder, ganz einfach, diese Situation ist neu, nicht einfach zu händeln und sicher nicht zu umgehen.

Und wenn eines davon zutrifft oder auch alles drei gleichzeitig, dreht es sich in 95% der Fälle um eine Frau. Da ist Monneypennie solidarisch mit ihrem Geschlecht und alles, was mir bereitstehen sollte an Maßnahmen und Gegenmaßnahmen ist Fopp, ein Placebo. Wenn es gut läuft (höre ich da jemanden lachen?), brauche ich mich nur treiben lassen. An irgendein Ufer, Blaue Lagune oder Teufelsinsel, werde ich schon gespült werden. Wenn nicht so gut, kommt im besten Fall noch Poesie bei raus. In der Regel aber ist man ein Fall für die Kehrwoche. Wie das mit der Kehrwoche so läuft, alle drei Wochen wieder. Wie schnell so Schmutz sich ansammeln kann, man glaubt es nicht. Und bevor man eine Lust darauf bekommt, sich ständig hinterherzufegen, wechselt man schnellstens die Gegend und kommt unter, wo es keine Kehrwoche gibt.

Erspart die Ausschilderung meiner Kehrwoche. ich hab sie sehr lange praktiziert und hinterhergeräumt und oft zu mir selbst gesagt, jetzt ist gut. Doch hatte der Besen noch genug Borsten. Und ja, ich hatte meinen Putzeimer. Es wachsen einem aber letztendlich die Krisen, die eigentlich nur die Eine ist, über den Kopf. So ein borstenarmer Besen und so ein kleiner roter Eimer geben auch einmal ihren Geist auf, kommen nicht mehr hinterher. Der Schmutz bleibt liegen.

Man sagt Ende, sagt es öfters, meint es aber noch nicht und hat eine Kehrwoche nach der anderen. Und wenn es am Anfang der Reiz des Neuen gewesen ist,  versinkt er irgendwann, wenn man Glück hat, in der Monotonie und Banalität und keine Kehrwoche kriegt das mehr blank. In so einer Phase hilft einem das Gähnen und die Langeweile, keine konkrete Krise, denn derer waren ja viele.

Und man will nur woanders, wo kein Schmutz ist, einmal tüchtig ausschlafen und aufstehen und dort bleiben, neu ausgeruht. Hat man etwas gelernt? Keine Ahnung. Ich langweile mich nicht mehr so. Das ist schon viel.

In so einer Situation, nach dem vierten und noch vor dem endgültigen Ende findet sich zumeist, wenigstens das, der passende Soundtrack. Die Doors mag ich immer noch, trotz der zahlreichen Wiederholungen. Mein Rekord liegt für dieses Lied bei fünf Durchgängen am Stück. Die Situation war danach, seinerzeit. Jetzt höre ich es anders.