Reich … an Worten

Weil es richtig ist, zu wissen, was damit anzufangen, nenne ich mich ab heute reich. Mein Wortschatz hat die 1000er-Marke erreicht. Was muss ich mehr haben? Viele haben mehr. Doch was, sind sie deswegen glücklicher. Mehr zu haben kann sehr anstrengend sein. Reichtum ist nicht so eine leichte Angelegenheit, wie mancher glauben mag. Nein nein, mir reichen meine Tausend. Es war, sie anzusammeln, schon eine Tortur. Wie alt bin ich jetzt? Eben.

Sie fielen mir nicht vom Himmel. Viel Arbeit steckte dahinter. Teilweise dauerte es Jahre. Zwischen Wort 731, Vernunft und Wort 732, Phantasie, ganze 17 1/2. Rechnen und Zählen fiel mir immer leichter. Dabei fing es ganz einfach an, unkompliziert. Meine ersten fünf Worte -dada, gaga, happa, mamma und pfflltt- hatte ich binnen weniger Monate. Seltsamerweise waren es Worte, die ich in der Folge nur noch sehr selten anwenden sollte, nehmen wir das mamma-Wort einmal aus.

Ein Meilenstein war ICH, das muss so Wort 70 gewesen sein, irgendwo zwischen WAUWAU und MIEZMIEZ. Oder MUHKUH, ich bin mir da nicht mehr so sicher. Denn mit diesem Wort konnte ich endlich existentielle Unterscheidungen machen. ICH bin kein WAUWAU, keine MIEZMIEZ und keine MUHKUH. Dann kam ich in die Schule. Und eine Menge Worte hinzu.

Und ein wenig später in rascher Abfolge erste wichtige Namen: Moni, Susi, Gabi, Helga. Allein an Helga kann ich mich noch erinnern. Wegen Wort 211. Und er war feucht und eklig. IGITT war Wort 212.

Dass ich, obwohl erst bei Wort 627, mein Abitur unter Anderem in Deutsch abschloss, ist die IRONIE (Wort 847) meines Lebens, was ich damals jedoch noch nicht begreifen konnte.

Und so weiter und so weiter, Buch um Buch, gelegentlich blieb etwas hängen, stehe ich hier, schreibe und blogge seit etwa zwei Jahren und halte mich ganz gut, trotz dieses Defizits. In den Bereichen Farbe und Form wäre sicherlich noch Einiges nachzuholen. Aber das wird schwierig, lässt die Sehkraft doch langsam nach.

Tausend. Das fühlt sich wie Millionär an. Da ich eh mich schon immer für gedankenreicher hielt, als mir da Worte zur Verfügung stehen. Und diese Lücke an Plus schließe ich nicht mehr.

AMEN (Wort 1000)

 

Über Wände

Mein Gott, ich liebe schiefe Bilder. Aber seien wir ehrlich, im Grunde ist alles Vernünftige bereits gedacht – leider das Meiste nicht von mir.

Wenn man im Denken, in der Phantasie oder ganz real einen Raum betritt, so wird der leer sein oder nicht. Aber wie auch immer, man wird beginnen, ihn sich einzurichten. Das Wichtigste dabei zunächst wird aber sein, sich zu vergewissern, welche Wände tragen, welche nicht. Denn wenn man es nicht tut und einreißt, was besser stehengeblieben wäre, dann braucht man sich auch keine weiteren Gedanken über die Farbe der Tapete machen, ob Parkett oder Teppich oder wo Möbel sich am besten machen. Dann ist es mit einem heimischen Gefühl und einer Gemütlichkeit nicht weit bestellt. Unter Schutt ist nicht gut Gäste zu empfangen.

Ich stelle mir diesen realen Raum vor und überlege, was geht. In diesem konkreten Fall muss ich es, zum Glück, nicht alleine tun. Ich liebe schiefe Bilder, aber auch für die braucht es tragende Wände.

 

Traurige Torte fliegt

Findet kein Gesicht. Einmal landet alles oder fällt herab zu Boden. Blätter, Pfeile, Segelflieger. Nur Torte nicht. Sie wird von anderem angezogen, nicht von Schwerkraft. Nur ein Ziel, ein neues, entzieht sich ihr, versteckt sich. Da ist Bewegung und ein Wollen. Geworfen, fliegt sie jetzt, bis sie treffen kann.

Der sie warf, ein Witzbold, nehme ich an, ist längst verzogen, in eine andere Stadt – bessere Verdienstmöglichkeiten.  Ich kann nichtmal mehr sagen, worauf, wer da damals stand, vis-a-vis. Sie wurde geworfen, am Ziel vorbei, das reicht. Und kommt nirgendwo an. Fliegt über Häuser, kein Gesicht, über Straßen, Plätze, kein Gesicht, seit fast schon Ewigkeiten überall, kein Gesicht. Sind alle abgewendet oder schauen auf den Boden.

Das ist doch keine vernünftige Bestimmung so. Das kann doch nicht sein. Von wem auch immer, das ist sehr schlecht eingerichtet. Das ist Torte, Mensch. Mit süßer Sahne. Bunt. Zum Nur-Essen wahrscheinlich mit zu viel Kalorien. Will denn keiner? Woher diese trübsinnige Scheu? Ihr ein Plätzchen bieten, zwische Kinn, Nase und Stirn. Sie landet in ihrer Bestimmung ganz, wie es soll. Tut nicht weh und schmeckt. Die Haare verkleben nicht, fast.

Keiner aber da. Der da unten, die Augen in einem Buch, ernsthaft. Dabei ist der noch jung. Torte kleckst ein wenig. Er merkt es nicht, ist ganz versunken. Das Paar dort, ein Klecksen. Sie denkt, ein Vogel. Er nimmt sein Taschentuch. Sie sind verliebt. Am Haus der Mann. Klecks. Er schaut nur auf die Uhr und bemerkt nichts, der schöne Anzug, und eilt hinein.

Torte fliegt und fliegt, die Traurigkeit versalzt sie langsam. Noch aber ist genug für das eine Gesicht. Das müsste sich nur entgegenrecken, frontal schauen, überrascht tun und besser dann doch die Brille abnehmen vorher. Wenn sie vorbeifliegt. Am besten auf einen Stuhl steigen, dass Torte auf jeden Fall sehen kann, wohin.

Allein, die Bestimmung von Torte ist das Gesicht, nur gibt es keine Gesichter mehr, die in Torte ihre Bestimmung hätten. Torte und Gesicht, wie auf verschiedenen Planeten. Die ganze Woche, nicht einmal wenn Feierabend ist, Wochenende, Ferien am Meer. An den Gesichtern fliegt Torte vorbei, den allzu ernsten Gesichtern.

Das stimmt ja alles gar nicht. Ich weiß sehr wohl, wem die Torte damals galt. Mir. Ich bin schuld. Ich habe mich damals weggeduckt. Ein Reflex, Sekundenangst, ich könnte zu viel Torte in die Augen kriegen. Ich bin Torte damals zwar gleich nachgerannt, um vor sie zu kommen. Es war jedoch zu spät, sie ziemlich schnell, sie flog davon.

Jetzt warte ich so lange schon, dass sich unsere Wege kreuzen. Ihretwegen, wegen der Bestimmung von Torte. Meinetwegen, weil mir ein wenig Albernheit und Slapstick gerade ganz gut passen würde, da alles um mich herum und in mir selbst so ernst ist. Groß ist die Welt, ich bin klein, Torte hat Wurftortengröße. Wie groß ist da die Wahrscheinlichkeit, dass das noch klappt?

Elephantasie und der Porzellanladen

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Und wenn schon ein paar Scherben von Nachttöpfen und Terrinen, von altem Geschirr, von verstaubten grauen Vasen, in denen lang schon keine Blumen mehr blühen. Ein ganz klein wenig kaputt, na und. Darauf mit den großen Ohren (so?) gewackelt und rüssellautlachend die Trompete geblasen. Ein wenig mehr Platz tut dir gut.

Du bleibst verschlossen, wovor verschanzt du dich? Vernünftig ist das nicht, denk, was du willst. Komm ich nicht rein, kommst du aber auch nicht raus. Ich bleib hier, ich vertreib mir schon die Zeit. Bloß sag mir mal, wie weit ist der Himmel bei dir drinnen? Bei mir flog gerade eine Wolke vorbei, die sah aus wie…, doch jetzt auf einmal da gleicht sie….ich könnt‘ es dir verraten.

Doch du bleibst bei deinem Staub und deiner Registrierkasse. Rechnest nur noch mit dir selber ab, du in deinem Höhlenuniversum. Bei mir da scheint die echte Sonne und weht der Wind. Manchmal kalt, manchmal heiß, immer voller Leben. Und eine Luft ist das: ein-aus-ein-aus, es ist so quickschön und gar nicht anstrengend, so atmen zu können. Sei also nicht so stickig verstockt.

Nun gut. Ich kann warten. Hier draußen wird es niemals langweilig. Ich weiß, Dir wird’s einmal zu eng und die Luft wird knapp. Eines Tages, ich hab da keinen Zweifel, da öffnet sich ein Spalt. Und dann wird klirrend und scheppernd aufgeräumt. Ein Spass wird das, das sag ich Dir. Für Dich und Mich. Und für den Elefanten.