Helmut – sein kurzer Ruhm

Er, sein kurzer Ruhm oder so Ähnliches; dieser beiläufige Irrtum. Für Minuten, Stunden vielleicht sogar war Helmut Jemand. Nicht nur irgendjemand, sondern ein berühmter Jemand und nicht nur Helmut. Nur?, das hat ihm keiner je gesagt, Du bist nicht Nur-Helmut. Hat sich aber so angefühlt für Helmut. Und dann, diese Zufälligkeit, Helmut steht plötzlich, für alle sichtbar, die es sehen wollen, die es verstehen können, ganz vorne. Sie sehen Helmut und denken: Der ist groß. Ich habe alle seine Bücher gelesen. Helmut hat das nicht. Von dem, der tatsächlich gemeint ist. Weiß wenig über diesen Gemeinten.

Nur jetzt steht Helmut da, an seiner statt, hat wohl die falsche Tür genommen. Wollte nach Hause, keiner, der wissen will, wo das ist und wenn er zuhause ist, sich noch eine Dose Heringe in Tomatensauce aufmachen. Im Fernsehen wollte er sich eine Spielshow ansehen. Bei der hat er bis dahin immer lachen können, Helmut. Wollte, was das heißt? Als hätte Helmut einen wirklichen Willen gehabt. Er hat dahin gelebt. Konnte es aber, ich glaube das, nur, bis er durch diese eine Tür ging, die nicht die zu seiner Wohnung gewesen ist, in der Vorstadt von…., nun, irgendwo eben.

Er steht da. Sie sehen ihn, die Aufgeweckten, die Kultivierten, die mit Bildung und glauben, ja, sie glauben, wenn sie die Tatsache, dass da ein Helmut steht, nicht einfach überlesen. Sie hätten so kaltherzig sein können, sich zu empören, Nein, Du bist nicht der echte, du bist nur dieser Helmut. Taten sie nicht. Und Helmut stand da und vernahm, was man von ihm erzählte, glaubte selbst das ein und andere von sich, das man doch nur dem Leben bzw. Sterben des Gemeinten zusprach. Nein, das Sterben nicht, das glaubte Helmut von sich nun ganz und gar nicht, obwohl der Unterschied nicht sonderlich groß zu dem, was Helmuts Leben ausmachte, hätte gewesen sein dürfen.

Wenn man Helmuts Leben denn hätte kennen wollen. Das dieses Gemeinten wohl eher und besser. Weil es bedeutsam war. Solange Helmut Platzhalter war, war er bedeutsam, war sein Leben bedeutsam, waren Heringe in Tomatensauce und Spielshows am Ende eines bedeutungslosen Tages weit weg. Helmut war Dichter. Der Dichter war Helmut. Bereits lange tot, aber immerhin.

Und wie er sich wohlig darin fühlte, dieser Dichter zu sein, allen Ungereimtheiten zum Trotz. Er rührte sich nicht, wollte in dieser Berühmtheit nicht auffallen. Nur genießen, das Licht der Scheinwerfer, die Sterne, die man ihm zuwarf, einfach Jemand zu sein, den die Menschen kennen…….und lieben.

Bis ich ihn verriet und ihn in sein bedeutungsloses Leben zurückstieß, wie ich es bereits mit Johann Wolfram von Goethe, Friedhelm Hölderlin und Aaron Kierkegaard gemacht habe.

Und ich glaube, aus Neid.

Tut mir leid, Helmut.

So wichtig ist mir dein Schicksal dann auch nicht.

5 Gedanken zu “Helmut – sein kurzer Ruhm

  1. Nun, Hund as Heinrich can, pflegt da der kultivierte Brite zu sagen. Aber JWD, FDH und AKW gleich mit in den Topf zu werfen scheint mir ein wenig rigoros – zumal für meinereiner hier rückblickend gebeichtet. (Andernorts wird über Hitzewallungen gesprochen …)

    • Mich hat Helmut gestern auch überrumpelt. Aber so schön wie Sie, Herr Hund, vermochte ich nicht zu reagieren und schwieg still. Danke, dass Sie auch für mich Worte fanden. lg-jochen

  2. Ich blicke besorgt in meinen Kühlschrank: 3x Zarte Heringsfilets in pikanter Tomatensauce. Offensichtlich ist dies wohl ein ebenso Ruhm-ferner Haushalt – von Rum dagegen (ent)hält mein Kühlschrank eindeutig mehr. Über die Psychologie der bekennenden DosenheringliebhaberInnen kann hier doch unmöglich das letzte Wort gesprochen sein! …?

  3. Wichtig genug für ein „Schade“ war das Schicksal immerhin!
    Darüber hinaus scheint mir interessant zu bemerken: Wer allzu ruhig auf der Bühne bleibt, der will nur nicht wirklich entdeckt werden! Wer echt ist, lebt!

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