Mein bester Trick.

Sehr geehrte Herrschaften, Leute, Damen und Herren und liebe Kinder, bevor der einzigartige Clown Beppo die Manege betritt, um sie mit seinen unvergleichlichen Scherzen zum Lachen zu bringen, möchte ich einen ganz neuen, sensationellen und unglaublichen Zaubertrick vorführen, den Sie so noch nicht gesehen haben. Vergessen Sie motorradfahrende Textläuse oder tanzende Couchmaden. Dieser Trick stellt alles in den Schatten, was Sie bisher in unserem Zirkus, aber auch in jedem anderen Etablissement an Höhepunkten haben erleben dürfen. Ich verspreche Ihnen nichts weniger als die Überschreitung des Möglichen. Mit diesem Trick werden alle vorangegangenen Zaubereien zu bloßen Fingerübungen. Hier allerdings ist echte Magie im Spiel.

Sind Sie bereit?

Kann es losgehen?

Es ist nichts für schwache Nerven. Also gut, Sie haben es so gewollt. Sollten Sie angesichts des nun Folgenenden vor dem Unfassbaren, das Sie erwartet, dem Wahnsinn anheimfallen, wir haben Sie gewarnt.

Na, dann gehen wir es an. Sie kennen diesen Copperfield? Sie kennen Menschen, Lokomotiven, goldene Uhren, die vor Ihren Augen verschwunden sind? Verzeihung, das ist alles Babykram, Schnee von gestern. Damit wollen wir uns nicht abgeben. Wir lassen verschwinden, na, kommen Sie drauf….wir lassen verschwinden vor Ihren Augen…ich weiß nicht ob es funktioniert, es ist das erste Mal, aber wenn….schauen Sie genau hin….vor Ihren Augen verschwindet…..nichts weniger als….wer weiß es?…….

……ich will Sie nicht weiter auf die Folter spannen…in Sekundenbruchteilen verschwindet…..

…..ein Zitat der Weltliteratur, jawoll. da sind Sie sprachlos. Und um dieses Zitat der Weltliteratur soll es gehen:

„Einfachheit ist das Resultat der Reife.“ von Schiller, dem großen Schiller. Machen Sie ruhig Ihre Münder wieder zu. dafür ist später immer noch Zeit. Jetzt wollen wir beginnen und Sie nicht weiter auf die Folter spannen.

Wir legen dieses Zitat, „Einfachheit ist das Resultat der Reife.“ hier auf diesen Tisch. Überzeugen Sie sich, kein doppelter Boden, keine Spiegel, nichts, nur ein ganz normaler Tisch.

Und über das Zitat ein Tuch.

Trommelwirbel bitte.

(Trommelwirbel)

Und………………………………………………………?

 “  nf chh  t  st d s R s lt t d r R f .“

Uups, das hat jetzt nicht ganz geklappt. Noch einmal das Tuch. Trommelwirbel bitte!

(Trommelwirbel)

Und…………………………………………………….?

„Ei a ei i   a   e u a   e   ei e.“

Verdammt!

(leichte Unruhe)

Einen Versuch noch, bitte. Trommelwirbel!

(Trommelwirbel)

Und…………………………………………………….?

“                                                                   „………Voilá!

(Applaus. Aufruhr. Wahnsinn. Geraufte Haare. Tropfender Speichel. Sich verdrehende, blutunterlaufende Augen.)

Und Herrschaften, ja,  dieser einzigartige Trick funktioniert auch mit Goethe- , Kafka- oder Pilcher-Zitaten. Doch für heute genug. Wenn Sie  sich beruhigt haben und noch mehr sehen wollen, kommen Sie zu einer unserer nächsten Vorstellungen, wir sind noch bis Ende des Monats in der Stadt.

Und jetzt der grandiose Beeeeeeeeeeeeeeeeeppppppppppppppppppppppooooooooooooooooo!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

„Feuer, Feuer!“

(Oh, falscher Text! Böses Ende)

 

 

 

36 Gedanken zu “Mein bester Trick.

  1. Hey, gibt es gar keine Aufklärung, ob das Zitat nun für immer weg ist? Beppo, der Literaturvernichter, Bösewicht-Pennywise-Clown? Hoffentlich krieg ich davon keinen Albtraum. Interessanter Text, danke.

      • Ach! Im Traum war Beppo dann ganz anders als erwartet.. ich lag da in einer Hängematte mit karibischem Hintergrund, kurz nachdem ich Die Räuber eingegraben hatte. Auf einmal kam der dicke Clown ganz nah an mein Gesicht ran und atmete laut, irgendwie war es dicker, ekliger, schweißiger Atem? Beppo hat ein Lungen-/Alkohol-/Existenzproblem, ist meine Traumdiagnose da akkurat?

  2. Ich weiß ja, daß manche Menschen das morgendliche Gassigehen als liebnotwendiges Ritual und sportliche Betätigung betrachten. Und ihnen fehlt es dann fürchterlich, wenn Zeitmangel oder gar schlimmeres Sein dieses ausfallen lassen. Ich soll Sie herzlich von meinem Zwerchfell grüßen, es meldet Liebnotwendigkeit ob täglicher Erschütterung durch Herrnhundsche Tricksereyen. Möge es Ihnen Ansporn und Lobhudeley sein. Immernochlachendegrüße, Ihre Frau Knobloch.

      • Nein, warum söllte ich? Sie werden es nicht schaffen, mir meinen Raul madig zu machen. Und die vermutete Couch, nun, das war ein Knoblochschenkel. Es folgt das nächste Feinrügchen, ach nein, Feinsyltchen: Herr Hund, Sie lesen mein Blog sehr schluderig!

      • Es war das Bein von werter Dame („Beinarena“), Sie haben recht. Aber seien Sie versichert, meine Unaufmerksamkeit ist ungewollt und richtet sich wenn nur auf die Worte, Poesie, Witz und Geist hinter den Worten (und die Gelegenheit zum witzigen Widerspruch) erkenne ich stets.

      • Nun, da ich ja noch Feinsthiddenseechen, Feinstusedomchen, Feinstlangeoogchen, undsoweiterundsoförtchen auf Lager habe, dürfen Sie weiter Ihrer Unaufmerksamkeit ungewollt frönen. Erst wenn ich ein Feinstmadeirachen ausspreche, äh, ausklickerdiklacke, könnte es ungemütlich werden. Bei Madeira kenne ich kein Pardöngsche, mein lieber Herr Hund.

      • Na, mit einem Feinstmadeirachen halbtrocken und mit guter Zigarre ließe sich am Ende auch leben. Aber erst wenn Sie mit einem Feinstaubpekingchen oder -mexikocitychen kommen, würde ich meiner Lunge aber auch meinem Sprachgefühl zuliebe meine Art zu Schreiben komplett überdenken und dafür in ein Kloster inklusive Schweigeschreibgelübde gehen, sagen wir, für ein Jahr.

      • Wagen Sie es nicht, darüber nachzudenken, mein werter Herr Hund! Ein Jahr! Mein Zwerchfell sendet Protestnotate. Gerade erst gernstabhängig gemacht und Sie kommen ihm und mir mit Geschreibegelübde! Sie spinnen wohl! Ein Weiteres Feinrüg…, ähem Feinibizachen folgt prompt.

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