Wie lerne ich zu schreiben wie Herr Hund? Lektion 2: geistiger Diebstahl.

Guten Morgen liebe angehende Autoren! Es ist schön, dass Sie kommen konnten. Wir mussten kurzfristig den Termin verschieben, weil heute Abend in diesen Räumlichkeiten ja eine Veranstaltung zur Vorbereitung der nächsten Winterkurse stattfindet. Bei der Gelegenheit soll ich Sie darauf aufmerksam machen, dass noch Plätze frei sind für einige aktuelle Kurse:

– Nicht nur gut für Kopfhaare? Füße fönen – eine asiatische Heilmethode für Menschen mit Blasen am Zeh.

–  Wir schauen nicht nach der Glasuhr! Meditatives Töpfern

– Fussballschnellkurs mit Olli. Warum wir vertikaler spielen müssen?

Das aber nur am Rande. Jetzt zu unserem Kurs. Haben Sie alle die anfallenden Kursgebühren mitgebracht? Es ist Monatsanfang und meine Miete ist fällig, also…bitte einfach am Ende der Stunde in das Glas, Danke. Und dann sollten Sie alle auch Schere und Klebstoff mitbringen. Wir machen heute eine kleine Übung. 

Hallo, Sie da am Fenster, würden Sie sich bitte wieder dem Unterricht zuwenden und nicht die Wolken beobachten. 

Wir machen also später eine kleine Übung. Aber jetzt verrate ich Ihnen erst kurz, worum es heute geht. Wie Sie wissen zu können glauben dürfen wollen, entsteht durch mich, ein neues Meisterwerk der Literatur. Und Sie haben die Möglichkeit Schritt für Schritt zu verfolgen, wie ich auf genialste Weise Wort an Wort setze und daraus tatsächlich klickerdiklack echte unverfälschte und originale Literatur entsteht. Literatur, die gelesen werden wird. Literatur, die Geschichte machen wird.

Was? Sie müssen auf Toilette? Gehen Sie einfach! Wir fahren fort.

Also ich sprach von Geschichte, vom Fortgang der Menschheit, von meinem Werk. Schauen und hören Sie also zu und vor Allem lernen Sie! Heute soll es um geistigen Diebstahl gehen. Gerade Sie werden wahrscheinlich in die Situation kommen, sich bei Anderen bedienen zu müssen. Wir können ja nicht alle wie ich sein und einen unerschöpflichen Vorrat an Ideen und Gedanken haben, aus dem zu schöpfen wahre Literatur auszeichnet. Doch Sie können Literaturware produzieren, für jedermann. dafür braucht es weniger Phantasie als vielmehr die besondere Geschicklichkeit, zu klauen, was das Zeug hält. Ich stehe da auf der anderen Seite, wie Sie sich werden denken können. Ich wurde selbst schon oft beklaut. Junger Mann ist unglücklich verliebt und erschießt sich, von mir geklaut. Mann hat schlechte Träume und findet sich am Morgen verändert vor, von mir geklaut. Und, zumindest das kennen Sie alle, kleine Knirpse erhalten von altem Zausel den Auftrag, eine Herrenarmbanduhr in einem Feuer zu vernichten. Offensichtlich von mir geklaut, auch wenn der Autor versucht hat, das zu verbergen: ein Ring, lächerlich. Das sich das verkaufen ließ? Und sich verfilmen? Verdammte Scheiße, das war meine Idee, mein Werk, mein Schatz…..Gollum…..Gollum….Gollum….

…Entschuldigung. Jedenfalls Sie sollen es besser machen als diese Stümper. Glaubwürdiger. Beklauen Sie mich, den Besten. Und dafür weiter im Text:

Als Pete………

Diebstahl ist wichtig für Sie. Originalität steht allein. Und macht einsam. Was denken Sie, wie lange es gebraucht hat, dieses zweite Wort zu finden, diesen Namen? Stunden? Tage? Eine ganze Weile, das kann ich Ihnen sage. Aber er passt, er passt so unbedingt, die ganze Geschichte steht bereits in diesem Namen. Sie können glauben, wie glücklich ich darüber war, ihn gekla…..äähhh….ihn in mir gefunden zu haben, in dem stillen Gewässer meiner Brillanz. Sehen Sie davon ab. Es ist gut so. Seien Sie nicht traurig darüber. Freuen Sie sich vielmehr, mich kennen zu dürfen und sich bei mir zu bedienen. Und damit zur Aufgabe:

Nehmen Sie Schere und Klebstoff, schneiden Sie einzelne Worte aus dieser meiner Rede -Sie haben alle mitgeschrieben? Natürlich haben Sie das- und fügen Sie die Worte zu einem neuen Text zusammen. Wir wollen dann einmal sehen, wie inspiriert Sie klauen können. Machen Sie es aber nicht so wie in dem Text, den ich Ihnen mitgebracht habe. An diesem Machwerk können Sie sehen, dass ein wenig mehr schon dazu gehört, um ein ganz passabler Autor zu sein. Dieser blieb übrigens unbekannt und das ist auch gut so:

 

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Sie erkennen wahrscheinlich gleich die Fehler, die dieser Autor gemacht hat. Lernen Sie und machen Sie es besser. Ich lasse Sie jetzt mal allein Ihre Übungen machen und schaue mir das nachher an. Legen Sie das fertige Blatt vorne auf den Tisch, die Kursgebühren in das Glas. Wir sehen uns dann wieder nächste Woche bei einer neuen Lektion. Falls ich nicht können sollte, ich habe mich nämlich für ein Volontariat beworben, entnehmen Sie das bitte dem Aushang.

Bis nächste Woche!

30 Gedanken zu “Wie lerne ich zu schreiben wie Herr Hund? Lektion 2: geistiger Diebstahl.

  1. Also, das ist ja jetzt auch alles nur geklaut! Aus Zeitungen ausschneiden! das macht doch auch schon Herta Müller, die mit dem Nobelpreis. Tss, tss. Ich glaub, ich geh zu Oli in den Kurs und spiele lieber vertikal. Heute unausgeschlafen und deshalb motzig. T. Bernhard.

    • kann saetzebirgit nächstes mal woanders sitzen? die kickt mir ständig gegen die beine.
      wie war das? weniger phantasie dafür… was?
      dankbar sie zu kennen? ja, ja. natürlich.

      • sie ist nunmal sehr zappelig. der viele kaffee. und trotzdem immer unausgeschlafen. und dann noch der viele Bernhard. sehen Sie es ihr nach. trotzdem, ich werde mit ihr reden bis zum nächsten mal. wir finden eine lösung.

    • sie bleiben hier frau saetzebirgit. das kursgeld hätte ich auch schon ausgegeben. das kann nicht mehr rückerstattet werden. und wenn Sie bleiben, ein wenig auf die mitkursteilnehmer rücksicht nehmen. man hat sich schon beschwert.

      • Schwierig. Entweder trinke ich genügend Kaffee, um Ihrem Kurs folgen zu können, dann schlage ich auch vertikal aus und störe andere.
        Oder ich lasse den Kaffee weg, bin dann sediert und nicht-störend, schlafe aber während Ihrer Ausführungen ein.
        Besser doch, ich gebe Ihnen die Gebühr und bleibe fern – ich muss ja sowieso mit Bernhard ins Cafehaus.

      • ich werde einfach schienbeinschoner verteilen, dann sollte ihre physische treterei kein problem mehr darstellen. doch der unterricht ist wichtig. so viel potential. es wäre eine schande, das alles an einen cafehauskellner zu verschwenden.

      • Das ist sehr, sehr freundlich von Ihnen. Aber a) fürchte ich bei Anschaffung von Schienbeinschonern einen exorbitanten Anstieg der Seminargebühren und b) ist Potential das einzige Gut, das ich verschwenden kann!
        Trotzdem: Sehr, sehr freundlich.

      • Zu a) da ist nichts zu befürchten, die schienbeinschoner sind aus alten beständen des insolvenz gegangenen bulgarischen feldhockey-clubs meniskus sofia, hohe mitgliederzahl aber kaum geld.
        Zu b) ich lasse Sie, wenn auch mit brennen in den augen, ziehen, denn Ihre beiträge haben mir schon einen globetrotter und abenteurer in literarischen angelegenheiten verraten. dem will ich natürlich nicht im wege stehen.
        ich hoffe trotzdem, sie beehreh uns dennoch ab und an mit ihrem besuch.

  2. Hier, bitte, mein fertiges Arbeitsblatt. Was? Ja klar, nur zwo Worte! Aber was für welche! Quickschön. Stickigverstockt. Jaaaha, ich lerne schnell. Als Sie mich auf der Toilette wähnten, die übrigens dringend mal gereinigt werden müßte, es riecht etwas streng; habe ich mich noch flugs in den Laden nebenan geschlichen und geliebstohlen, was es mir wert erschien. Da staunense, was!?

    • meine musterschülerin. ich bin so stolz auf sie. es rührt mich fast. an der richtigen stelle gestohlen. es gibt nicht mehr viel, was ich ihnen beibringen kann. herrschaften, nehmen sie sich ein beispiel an dieser dame. lesen sie ihre texte und sie werden sehen, so wird richtig geklaut.

      frage: wer hat diese woche noch einmal toilettendienst?

      • Ich nahm in der Tat an, Sie, hochwohlgeschätzter Herr Hund könnten mir noch etwas beibringen. Statt dessen entlarven Sie mich. Ich gebe es ja zu: Die geheime Pforte ist die zum Geheimen Garten des Herrn Hodgson, Raul Rauperich ist in Wahrheit Moby Dick und die Geschichten vom Haus am Ende des Weges, die passierten alle schon mal im Geisterhaus. Na, vielen Dank. Ich übernehme freiwillig den Toilettendienst, schreiben brauche ich ja nun nicht mehr…

  3. Ich bin mal wieder zu spät, schaue wo noch Platz ist und möchte auch noch teilnehmen. Ach, der Herr möchte eine Entschuldigung für meine Verspätung? Der Hund hat den Zettel aufgegessen und… oh, schön, Sie haben dafür vollstes Verständnis.
    Ich setze mich zwischen Marga und Sätzebirgit, falls die beiden wieder treten möchten, denn man sagt mir einen harmonisierenden Part in Gruppen zu. Und bitte hinter Frau Knobloch, dann kann ich die schöne Haarspange bewundern, falls mir mal langweilig werden sollte, was ich jedoch hier keinesfalls vermute.
    Au ja, und jetzt schreiben.. ich klau mir die Worte „genau lebend wieder“, das ist ein guter Start…

    • ich würde Ihnen Ihren schönen Kommentar gerne schönstmöglich erwidern, nur, was soll ich machen, den Kommentar, den ich mir ausgedacht habe, hat einer geklaut. die lernen wirklich schnell, zu schnell für meine bebrillten Augen

      • Puh, er nennt meinen Kommentar schön, zum Glück hat er nicht gemerkt, dass ich die Aufgabenstellung nicht ausreichend beachtet habe, der schlaue Hund. Ui ui ui, sollten wir doch aus seiner Rede klauen und nicht aus dem Negativbeispiel… So, lasse die Schnipsel einfach unter dem Tisch fallen und klaue neu… stöbere in dieser amüsanten Rede… ja das noch klauen und das…
        Hier, Herr Hund, ich bin fertig!
        Wort an Wort gehen
        Schritt für Schritt die Wolken beobachten
        Phantasie denken können
        Namen kennen
        inspiriert freuen
        unerschöpfliche Ideen

        Können seine bebrillten Augen das lesen?
        Pause, ich renn mal raus zu den anderen…

  4. Sehr geehrter Herr Hund! Also,“Klickerdiklack“…(oder war es „klackerdiklick?) – So geht es ja wohl nicht….Lieblingssätze,vor allem die Geklauten,müssen wohlüberlegt sein.Die fallen nicht einfach so aus irgenwelchen Hirnregionen. Die sträuben sich ,sind eitel und sehr sperrig.Außerdem werden sie sowieso wieder gestrichen und schmollen lange. Ja ,ich nehme mir ein Beispiel an Frau Knobloch,und mache auch Toilettendienst,solange die Beleidigten sich nicht blicken lassen.Aber SätzeBirgit die muss eher einmal aussetzen ,die wird übervorteilt,sie schreibt und weiß soviel,das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Ist es recht,wenn ich weiterhin Mittwochs in den Dienstagkurs komme? Beste Grüße Petra S.- L

    • wenn Sie wüssten, was schon alles aus meinen hirnregionen gefallen ist? um mich herum liegen all die Ideen und Gedanken verstreut auf dem Boden. Vorsicht, wo Sie hintreten! Sie verzeihen, ich muss erst einmal zusammenfegen.
      Und wenn Sie mittwochs kommen wollen, ist das kein problem, aber billiger wird es deswegen nicht. ich kann dann aber nicht, sie müssten alleine lernen. ich habe mittwochs einen Donnerstagskurs für die Leute, die am Donnerstag bereits in meinen freitagskurs müssen.
      Sie sehen, man ist beschäftigt und hat nicht einmal zeit, auf groß- und kleinschreibung zu achten.

      • Oh, wie schön, ich schleich mich hier mal zwischen (auch wenn ich gerade auf dem Weg zum Pausenhof war) und hebe die verstreuten Gedanken auf. Das ist ein tolles Zimmer mit Ideen-Fußboden-Belag! Nein, noch nicht zusammenfegen, Herr Hund, ich pflücke noch einige. Das haben Sie auch gedacht? Herr Hund, das hätte ich Ihnen nicht zugetraut. Oh, und diesen tiefen Gedanken nehme ich mit, diesen amüsanten auch noch und…. gibt`s noch einen Korb? Meine Taschen sind voll. Bitte einen großen!

    • Mensch Päddra, das finde ich aber famos von Ihnen, daß Sie mir helfen kommen. So ganz unter uns Abortanten, ich will ja nix sagen, aber ich glaube der Geheimplan von diesem Herrn Hund ist ein ganz anderer. Lockt uns mit Großerweltliteraturversprechen hierher und eigentlich sollen wir ihm die Lotterbude aufpolieren. Guckense mal hier, nebenan, die Kantine, ürrggs…

      • So ordentlich sind Sie nun auch nicht. darf ich Sie an die wildzugewucherte Pforte erinnern. Welcher Postbote soll denn da durchkommen.
        Und ein wenig Geduld könnten Sie auch aufbringen. sie denken, so ein wenig Großreinemachen hilft nicht, große Literatur zu verfassen. Ich könnte Ihnen erzählen, dass Shakespeare erst einige Jahre in einer Putzkolonne gearbeitet hat, bevor den Hamlet hat schreiben können. Aber die Herrschaften wollen immer alles auf dem Silbertablett serviert bekommen. Tstststs!

      • Ha! Ich wußte es! Einige Jahre Putzkolonne! Das ist der perfide Plan des Herrn Hund! Da schaut er mit Treublick und streut Literaturleckerchen und wie endets? Als kittelbeschürzte Abortanten werden wir alle an irgendwelche Möchtegernkritiker verramscht…

      • Oh Gott, das ist erst die zweite Stunde und noch viele weitere liegen vor mir. was habe ich mir da andrehen lassen, für so einen Hungerlohn. Dabei habe ich mit Literatur noch nicht einmal etwas am Hut. Karpfenzucht, das ist meine Welt. Wie vermisse ich meine lieben kleinen Karpfen, so schweig- und folgsam. Aber das liebe Geld. Dafür prostituiert man sich. Und jetzt weit weg von Heim und Fischzucht diese Stelle angetreten, selber ein Schweiger wie meine Fische, soll ich jetzt über das Schreiben Reden halten. „Die merken das nicht“, haben die gesagt. „Sie machen das schon“, haben die gesagt. Ursprünglich sollte den Job ein Herr Eco machen, nie gehört. Holt ihn zurück den Mann, ich bin nur ein Karpfenzüchter und das sind alles keine Karpfen, sondern schreibende Frauen. Das ist eine andere, ganz besonders gefährliche Spezies. Wie komme ich nur aus der Nummer wieder raus?

      • Karpfen? Lese ich Karpfen? So in lecker Essigtunke fein blau gedämpft? Hmmmh…noch hat Ihre Entlarvung keine hohen Teichwellen geschlagen, Verehrtester. Wir könnten ja…tuschel…oder, naja…wisper…das wäre doch…pisper… Na, was sagen Sie?

  5. Oh bitte,ich nehme auch ein paar Gedankenschnipsel,darf ich? Wenn in meinen Hirnregionen wieder einmal geistige Dürre herrscht,kann ich sie damit fruchtbar machen….(frei nach Stanislaw Jerzy Lec) Dass meine Schreibseleien wahrscheinlich unverkennbar Herrn Hunds Note tragen,wird hoffentlich niemand bemerken,aber fairerweise werde ich Sie Herr Hund, an den Tantiemen meines gut verkauften Buches(WAHHHHHH!) beteiligen,Kein besserer Lehrer als Herr Hund! (Auch wenn er bei den Kursen nicht anwesend sein kann.Äußerst dankbare Grüße, Mensch Päddra

  6. Jawohl Frau Knobloch er ist entlarvt,er tut mir ein bisschen leid, der Gute,wahrscheinlich wächst ihm das neben der Schreiberei alles ein wenig über den Kopf.Auf Wiederlesen verehrte Runde.Es war mir ein Vergnügen!

    • Entlarvt ja, aber behalten Sie das bitte für sich, wir könnten das Betrugsliteraturimperium mit seine Hilfe eigenwaffig schlagen und bekämen für den Rest unserer Zeit täglich frischen Fisch. Also, pssst…

  7. Texte basteln mit Schere und Klebstoff, sehr inspirierend … dieser Klebstoff, lecker *schüffel* … und so inspirierend … Überhaupt, wichtiges Thema, Autoren, Scheren, Drogen, Inspiration … (schnüffelnd ab)

  8. Hat dies auf spr1nger rebloggt und kommentierte:
    Entschuldigung! Seien Sie nicht traurig darüber. An diesem Machwerk können Sie sehen, …wie…in dem stillen Gewässer meiner Brillanz…Zausel und Knirps Piet Literaturware produzieren #ups, Herr Hund #Hundstrüffel

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